Einige Beispiele mit Schicksalen von Juden, die durch Beitz überlebt haben. Viele der von Beitz Geretteten dagegen hatten nicht überlebt, weil sie bei späteren Aktionen ermordet wurden.

Rita Schorr (Rita Schorr-Germain)

Im November 1942 waren Rita, ihre Mutter und ihre kleine Schwester drei Wochen lang im Kino Colosseum ohne Essen und Trinken inhaftiert – mit dem nächsten Transport wären sie ermordet worden. Beitz befreite alle drei Frauen indem er behauptete, sie würden für ihn arbeiten. Tatsächlich arbeitete nur Rita bei der Karpathen-Öl AG. Beitz rettete mehrmals Ritas Tante und Großmutter, die bei anderen Aktionen festgenommen worden waren.

Ignacy Klinghoffer (Igor Kling)

Berthold Beitz eilte von Waggon zu Waggon, um seine Mutter Dorothea und seine Schwester Helena aus einem Transport nach Belzec zu retten. Es gelang ihm, Helena frei zu bekommen, nicht aber Dorothea. Im KZ Plaszów musste Ignacy Leichen aus Massengräbern bergen und verbrennen. Später kam er auf Schindlers Liste, die von Hilde Berger getippt wurde. Sein Vater Arnold Klinghoffer kam um im KZ Mauthausen, aber seine Schwester Helena überlebte den Krieg und sie kamen in Krakau wieder zusammen.

Raoul Harmelin

Im August 1942 war Raoul Harmelin im Kino Grazyna eingesperrt und bereits ausgesondert für den Vernichtungstransport nach Belzec. Als Polizei und SS durch Beitz abgelenkt wurden, gelingt es einem Freund und ihm, unbemerkt in die Gruppe der von Beitz Geretteten zu wechseln.

Lorka  (Lea) Altbach

Als Beitz am 15.2.1943 erfuhr, dass Lea Altbach, die als Putzfrau in seinem Büro arbeitete, im Kino Colosseum eingesperrt war, fuhr er sofort hin, um ihre Freilassung zu erreichen. Als Beitz erfuhr, dass sie sich aber schon auf dem Transport zur Erschießung beim Schlachthof befand, stoppte Beitz den Wagen und forderte von der SS „seine Sekretärin“ zurück – ihre Papiere habe er im Büro vergessen.

Sabina Haberman (Sabina van der Linden-Wolanski)

1927 wurde sie als Sabina Haberman in Boryslaw geboren. Ihre Eltern, Sala und Fischel Haberman, und ihr Bruder Josek wurden ermordet. Sie führte Tagebuch während des Holocaust. Am 10. Mai 2005 sprach Sabina als Hauptrednerin bei der Eröffnung des Denkmals für die ermordeten Juden Europas in Berlin. Sabina van der Linden-Wolanski starb 2011 in Sydney.

Jurek Rotenberg (Jerzy Rotenberg)

Seine Mutter, Anna Rotenberg, war eine berühmte Pianistin und Klavierlehrerin, mit einem wertvollen Schröder-Piano. Im November überlebte sie eine Aktion im Keller des Zahnarztes Leopold Grünspan. Das versteckte Klavier reiste nach dem Krieg nach Israel und steht seit 2013 in der Gedenkstätte „Alte Synagoge Essen“ – als Geschenk für Berthold Beitz.

Salek Linhard (Belazel Linhard)

Salek wurde 1928 geboren. Im August 1942 waren der vierzehnjährige Salek und sein Vater, der Kürschner Ignasiusz Linhard, im Magazin am Bahnhof eingesperrt. Beitz holte sie beide heraus als notwendige Arbeiter für die Erölindustrie. Nach der Befreiung durch die Rote Armee wurde Salek Soldat und war beim Sturm auf die „Festung Breslau“ dabei. 1971 traf er seine Retter Berthold und Else Beitz in Israel.

Janek Bander (Yaakov Ben Dor)

Janek Bander wurde in der Aktion im August 1942 auf dem Weg zur Arbeit festgenommen und zum Bahnhof gebracht. Beitz, der zum Bahnhof kam um seine Arbeiter frei zu bekommen, entdeckte ihn und überzeugte die SS-Leute, ihn freizulassen. Beitz versuchte vergeblich, auch die Freilassung seines älteren Bruders zu erreichen, der zur gleichen Zeit festgenommen worden war.